Wickeln – und womit?

Wickelkinder haben ihre Windel 24 Stunden am Tag direkt auf der Haut, und das jeden Tag. Da stellt sich natürlich die Frage, was das Beste für das Kind ist. Stoffwindeln oder Wegwerfwindeln? Für beide Möglichkeiten gibt es viele Argumente, auch bei der Frage nach Umweltschonung und Gesundheitsverträglichkeit.

Stoffwindel, oder…?

Stoffwindeln sind insgesamt gesehen in der Regel günstiger und gelten als umweltfreundlich, weil sie keinen Müll produzieren. Sie sind nicht aus Plastik, in dem viele schädliche Chemikalien stecken können. Bei der Herstellung und dem Anbau ihrer Rohstoffe wie etwa Baumwolle werden allerdings unter Umständen auch Pestizide oder andere Chemikalien eingesetzt. Beim Kauf von Stoffwindeln sollten Sie also auf Produkte aus Bio-Baumwolle achten. Zum Waschen von Stoffwindeln braucht man Wasser und Energie und mit dem Waschmittel weitere Chemikalien eingesetzt. Diese können Sie reduzieren, indem Sie Waschmittel mit Ökosiegel verwenden und die Windeln an der Luft trocknen lassen statt im Wäschetrockner. Fragen Sie Ihre Hebamme. Es gibt zum Beispiel verschiedene Anbieter und Arten und auch Liefer- und Waschservices.

Vorteile gegenüber Einwegwindeln

  • Stoffwindeln sind meist besser verträglich als Wegwerfwindeln, da sie atmungsaktiv sind.
  • Sie sparen jede Menge Müll (knapp 5.000 herkömmliche Windeln pro Baby).
  • Kinder, die mit Stoffwindeln gewickelt werden, werden oft schneller trocken.
  • Stoffwindeln sind im Preis günstiger, vor allem bei mehreren Kindern.
  • Stoffwindeln stinken weniger.
  • Es gibt sie in verschiedenen Größen oder noch besser als „mitwachsendes“ Modell mit Druckknöpfen, was individuell an die Größe des Kindes angepasst werden kann.
  • Sie sind sehr langlebig und können viele Jahre benutzt und anschließend weitergegeben werden.

Nachteile gegenüber Einwegwindeln

  • Stoffwindeln machen je nach System eventuell mehr Arbeit beim Waschen und Trocknen.
  • Sie erfordern mehr Übung und Zeit beim Wickeln.
  • Es gibt sie nicht in jedem Supermarkt zu kaufen. (Quelle: Utopia)
    • Viele Informationen zu Stoffwindeln finden Sie bei Utopia und auf den Naturwindel-Seiten.

    Was muss ich zu Einmalwindeln wissen?

    Einmalwindeln produzieren unbestritten viel Müll, sind aber auch praktisch in der Handhabung. Sie bestehen meist ausschließlich aus synthetischen (also künstlich hergestellten) Materialien, die oft aus Erdöl gewonnen werden und 500 Jahre brauchen, bis sie abgebaut sind.

    Die Außenhaut einer herkömmlichen Windel ist aus Polyethylen, der Saugkern aus Vliesen (Polyethylen, Polypropylen), die mit Superabsorber-Granulat aus Polymeren verstärkt werden. Damit sie weiß aussehen, werden die Windeln gebleicht und manchmal zusätzlich optische Aufheller verwendet. Einige enthalten halogenorganische Verbindungen. Die Innenfläche der Windel wird mitunter durch Weichmacher schön kuschlig gemacht. Außerdem kann sie eine Lotion enthalten, die gar nicht selten Duftstoffe, Farbstoffe und erdölbasierte Paraffine beinhaltet.

    Einige dieser Inhaltsstoffe sind erwiesenermaßen bedenklich. Bei anderen ist man nicht sicher, ob sie Langzeitfolgen haben werden. Wieder andere gelten als unbedenklich. So kommt es, dass herkömmliche Windeln bei den Inhaltsstoffen mit „sehr gut“ und „gut“ abschneiden können, obwohl sie eben völlig künstlich sind.

    Wer die Umwelt weniger belasten will, greift zur Ökowindel, die es in allen Drogeriemärkten. Ökowindeln und Biowindeln sind zwar auch Einwegwindeln, aber deutlich umweltverträglicher als konventionelle Windeln. Ökowindeln sehen genauso aus und funktionieren genau wie herkömmliche Wegwerfwindeln, bestehen aber zu einem großen Teil aus biologisch abbaubaren Materialien wie Bio-Kunststoff und chlorfrei gebleichtem, FSC-zertifiziertem Zellstoff. (Quelle: https://www.babelli.de/der-grosse-windel-guide/)

     

    Es lohnt sich also, genau hinzusehen.
    Einen guten Überblick rund um’s Wickeln finden Sie bei

    Windeltests gibt es auch in regelmäßigen Abständen bei Öko-Test und der Stiftung Warentest. Welche Windelvariante Sie für Ihr Baby nutzen möchten, ist Ihre ganz individuelle Entscheidung. Sie hängt von Ihren Vorlieben und Ihren Anschaffungsmöglichkeiten ab. Sie können natürlich auch beide kombinieren.

    Worauf soll ich wickeln? Wickelkommode & Co

    Selbstverständlich kann man ein Kind mit einer passenden Unterlage auf dem Boden, dem Sofa oder dem Bett wickeln. Allerdings ist ein „Wickeltisch“ komfortabler und rückenfreundlicher für den Wickelnden. Als Wickeltisch können ein dafür bestimmter Rolltisch, eine Wickelkommode oder auch ein Wickelaufsatz für die Badewanne dienen. Die Wickelkommode hat den Vorteil, dass man später den Wickelaufsatz einfach abmontieren und die Kommode weiterbenutzen kann. In kleineren Räumen ist ein an die Wand montiertes Wickelbrett zum Wegklappen eine gute Alternative. Bitte achten Sie darauf, dass am Wickelort niemals ein Luftzug herrscht!

    Egal wofür Sie sich entscheiden: Sie sollten alle wichtigen Dinge griffbereit haben, da Sie das Baby auf dem Wickelplatz niemals unbeaufsichtigt lassen und immer in Griffweite haben sollten. Wenn der Wickelplatz selbst nicht genügend Raum bietet, können Sie z.B. darüber ein Regalbrett anbringen – außerhalb der Reichweite des Kindes natürlich und mit genügend Bretttiefe, um alles sicher abzustellen. Achten Sie darauf, dass der Wickelplatz in der kalten Jahreszeit warm genug ist, ggf. mit Hilfe einer geeigneten Wärmequelle. Fragen Sie am besten Ihre Hebamme.

     

    Vorsicht bei Wickelunterlagen aus Kunststoff
    Natürlich ist es sehr praktisch, wenn eine Wickelunterlage undurchlässig für Feuchtigkeit ist, falls beim Strampeln ohne Windel etwas danebengeht. Wickelunterlagen aus Kunststoff enthalten jedoch zum Teil viele Schadstoffe. ÖKO-TEST hat herausgefunden, dass mehr als zwei Drittel der Wickelauflagen und -bezüge belastet waren. Sie können zum Beispiel PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen und Weichmacher enthalten.

    Die bessere Wahl ist: Wickelauflagen aus Baumwolle ohne Schadstoffe. Nachteil: Geht etwas daneben, lassen sie sich nicht so unkompliziert reinigen wie Kunststoffprodukte. Als Alternative zu PVC-Kunststoffen bietet IKEA Wickelunterlagen aus Polyester und PEVA (Polyethylenvinylacetat) an. Als Unterlage können auch übereinandergelegte Badetücher dienen. Diese sollten allerdings dick genug sein. Bei einer Kunststoffunterlage empfiehlt es sich immer, ein zusätzliches Tuch auf die Unterlage zu legen.

    Mehr Informationen zu Wickelunterlagen finden Sie im Öko-Test Jahresbuch Kleinkinder 2018.

     

    Pflegeprodukte zum Wickeln – was brauche ich wirklich?
    Gut ist es, wenn Sie immer einen ausreichenden Vorrat an Windeln griffbereit am Wickelplatz lagern. Zum Reinigen genügen Wasser, ein Waschlappen, eine sehr milde, natürliche Seife ohne chemische Duftstoffe oder etwas Öl aus biologischer Herstellung. Wenn Sie das Baby fest im Griff haben, können Sie den Babypo auch unter fließendem Wasser reinigen. Achten Sie dabei unbedingt auf die richtige Wassertemperatur. Grundsätzlich gilt: Weniger ist bei der Körperpflege Ihres Babys mehr!

    Eine Wundschutzcreme können Sie verwenden, weil die Haut im Windelbereich wenig Luft, aber viel Feuchtigkeit abbekommt und daher schnell Rötungen aufweisen kann. Etwas Unterstützung von außen mit einer Wundschutzcreme kann hier hilfreich sein. Diese sollte jedoch unbedingt parfumfrei sein. Öko-Test hat im Jahrbuch Kleinkinder 2018 Wundschutzcremes getestet. Die meisten schnitten „gut“ oder“ sehr gut“ ab (Auszug des Öko-Test Ergebnisses). Lassen Sie Ihr Baby ruhig einige Zeit ohne Windel strampeln, bevor Sie eine neue Windel anlegen. Nur in dieser kurzen Zeit kommt überhaupt Luft an diese empfindliche Hautpartie.

    Infos Rund ums Wickeln und viele andere Themen finden Sie im Öko-Test Jahrbuch Kleinkinder 2018. Hier können Sie es bestellen.

    Tipps

    • Lassen Sie Ihr Kind nie unbeaufsichtigt. Halten Sie alle benötigten Sachen griffbereit, aber außerhalb der Reichweite des Kindes.
    • Wundschutz- und Wickelcreme sparsam auftragen.
    • Häufigeres Wickeln und eine Dosis frische Luft (kein Luftzug!) hilft, Windeldermatitis zu vermeiden.
    • Verwenden Sie warmes Wasser und ein Tuch oder fließendes Wasser anstatt Einweg-Wischtücher.
    • Vermeiden Sie Einweg-Wischtücher; sie enthalten oft Parabene, antibakterielle Bestandteile und Duftstoffe.
    • Wenn Sie eine Kunststoffunterlage nutzen, decken Sie diese immer mit einem zusätzlichen Tuch ab.

    Vergewissern Sie sich, dass der Raum, in dem Sie ihr Kind wickeln, warm genug ist und kein Luftzug entsteht.