Am 26. September ist Bundestagswahl. Die Wahlentscheidung rückt immer näher und damit auch die Entscheidung, wie es um den politischen Umgang mit Chemikalien und dem Schutz der Bevölkerung vor gesundheitsschädlichen Stoffen bestellt ist bzw. zukünftig weitergehen wird.

Unsere WECF-Kolleginnen haben sich die Wahlprogramme von elf Parteien angeschaut, bewertet und sogenannte Scorecards erstellt – was sagen die Wahlprogramme zu Themen wie Klimagerechtigkeit, gendergerechte Energiewende, sichere Chemikalien, Menstruationsgesundheit, Wasser und Biodiversität und, wenn wir in großen, transformierenden Schritten denken, zu einem Wechsel des bisherigen Systems – weg vom „weiter wie bisher“ zu einer neuen Zukunftsvision?

Das sagen zumindest unsere Kolleginnen:

„Wir haben uns die Frage gestellt, welche Parteien mutig genug sind, radikale Maßnahmen gegen Rassismus, Sexismus, Ausbeutung, die Verbreitung toxischer Chemikalien, Umweltzerstörung und die globale Erwärmung einzuleiten. Dafür haben wir die Programme von elf Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, auf ihre Vorhaben hinsichtlich der Bekämpfung der Klimakrise durchkämmt. Uns ist bewusst: Damit sich das Klima ändert, muss sich auch einiges andere ändern. Daher sind unsere Score-Kriterien nicht nur auf Klima- und Umweltschutz, sondern auch auf soziale Gerechtigkeit und ein umfassendes Neudenken unserer politischen Werte und unseres Wirtschaftssystems ausgerichtet.“

Besonders interessant für uns vom Nestbauteam sind natürlich die Punkte „sichere Chemikalien“ und „Menstruation Matters“. Um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, ist es unerlässlich, dass die Verwendung bestimmter Stoffe stark eingeschränkt bzw. verboten wird. Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung sind wichtiger Bestandteil! Nachbarländer wie Frankreich oder Belgien sind wesentlicher weiter, wenn es um die öffentlichkeitswirksame Aufklärung der Verbraucher*innen vor bspw. hormonell wirksamen Chemikalien geht.

Menstruation Matters – hierunter verbirgt die Menstruationsgesundheit. Obwohl die Hälfte der Menschheit menstruiert, ist die Menstruation ein Tabuthema, Tampons werden z. B. quasi in einem Akt großer Geheimhaltung weitergereicht. Hinzu kommt: Menstruationsprodukte fallen gesetzlich unter die Regelungen für Konsumprodukte. Das heißt, dass sie z. B. wie ein Kugelschreiber oder eine Kaffeetasse reguliert werden und nach der europäischen Richtlinie für allgemeine Produktsicherheit „sicher“ sein müssen. In den USA oder Japan ist es anders, dort werden Menstruationsprodukte als Medizinprodukte eingestuft. In Europa bestehen hingegen keine weitergehenden Regulierungen. Somit gelten die gleichen Schadstoffgrenzwerte wie für Gebrauchsgegenstände und die Tatsache, dass Menstruationsprodukte mit den Schleimhäuten in Kontakt kommen und die Schadstoffaufnahme daher höher sein kann, wird nicht berücksichtigt. Eine klare Kennzeichnung bzgl. genutzter Materialen und Inhaltsstoffe ist bisher ausstehend.

Hormonell wirksame Schadstoffe finden sich, wie andere Schadstoffe, ebenso in Menstruationsprodukten. Auch aus diesem Grunde richtet WECF einen dringenden Appell an die jetzige und zukünftige Bundesregierung, die Verbraucher*innen besser vor hormonell wirksamen Chemikalien (EDCs) zu schützen. Das EDC-Forderungspapier wurde bisher von 14 Organisationen unterschrieben (zur Aktionswebseite).