Starten wir dieses Mal mit einer Schätzfrage: was denken Sie, wie viele der neun Wasserproben des in Frankreich meistverkauften Wassers in Plastikflaschen sind mit Mikroplastik belastet? Die französische Umweltschutzorganisation Agir pour l’Environnement hat sich diese Frage genauer angeschaut und das Ergebnis der Trinkwasseruntersuchung, sprich die Konzentration des Wassers mit Mikroplastik, in einem kürzlich erschienenen Bericht zusammengefasst. Das Resultat: Mikroplastik fand sich in sieben der neun untersuchten Wasserproben aus Plastikflaschen.

Studien finden immer wieder Mikroplastik im Trinkwasser

Das überrascht nicht wirklich – bereits im März 2018 enthüllte eine Studie der State University of New York, dass 93% des getesteten Wassers aus Plastikflaschen Mikroplastik enthielten. In diesem Kontext wollte Agir pour l’Environnement prüfen, ob die wichtigsten in Frankreich verkauften Flaschenwasser ebenfalls Mikroplastik enthalten.

Und das ist auch der Fall: Zwischen 1 und 121 Mikroplastikpartikel wurden pro Liter analysierten Wassers gefunden. Die wichtigsten gefundenen Plastikarten sind Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) und Polethylen-Terephthalat (PET), was vermuten lässt, dass Plastikteilchen aus dem Deckel (PE), der Kappe (PP) und der Flasche (PET) ins Wasser übergegangen sind.

Übrigens: sind Plastikflaschen großer Hitze und Licht ausgesetzt, können noch größere Mengen an Mikroplastik freigesetzt und ins Wasser abgegeben werden.

Leider war ausgerechnet das Wasser, das für Kinder bestimmt war, am stärksten kontaminiert. Tatsächlich hält das untersuchte Wasser den traurigen Rekord für die Menge an Mikroplastikpartikeln – mit 40 Partikeln in der 0,33l Flasche (121 Partikel/Liter). Bei einem durchschnittlichen Konsum von 131 Litern Flaschenwasser pro Jahr nimmt ein Kind also allein durch den Verbrauch von diesem Wasser jährlich knapp 16.000 Mikroplastikpartikel zu sich.

Laut einer Studie der Universität Newcastle können durch den Konsum von alltäglichen Lebensmitteln und Getränken wöchentlich etwa 5g Plastik aufgenommen werden (hier ist es wichtig zu differenzieren, wie ist die eigene Ernährung, wo lebt man etc.).  Dies entspricht der Menge an Mikroplastik, die in einer Kreditkarte enthalten ist. Häufige Lebensmittel und Getränke, die Mikroplastik enthalten, wie Trinkwasser, Bier, Meeresfrüchte und Salz tragen dazu bei. Es wird vermutet, dass eine durchschnittliche Person jede Woche potenziell 1.769 Plastikpartikel allein durch das Wasser, das sie trinkt, aufnehmen könnte. Die pro Person konsumierte Wassermenge wurde in der Studie auf 0,6 l/Tag geschätzt.

Plastik ist ein Teil unseres Lebens

Diese Ergebnisse sind ein weiteres Beispiel dafür, dass Plastik überall in unserem Leben ist – sogar in abgefülltem Wasser. Einwegplastikflaschen sind auch der am häufigsten gefundene Plastikmüll in allen Gewässern Europas (Ozeane, Meere, Flüsse…). 2019 verbrauchten die Deutschen 168 Liter Flaschenwasser pro Kopf. Interessant: nach Italien hat Deutschland den zweitgrößten pro Kopf-Verbrauch an abgefülltem Wasser, noch vor Portugal, Ungarn und Spanien. Hier wäre natürlich eine weitergehende Differenzierung interessant, wie viel des Wassers in Plastik- und wie viel in Glasflaschen eingekauft wird.

Plastikflaschen zu ersetzen ist einfach

Plastikflaschen können leicht durch die zahlreichen bereits verfügbaren Alternativen (Leitungswasser, Trinkflaschen, Wasserspender, Pfandglas) ersetzt werden. So entkommen wir der Logik des Wegwerfens und tun gleichzeitig unserer Gesundheit und unserem Körper etwas Gutes. Auch hier gilt, da Mikroplastik überall in der Umwelt gefunden werden kann – Gesundheitsschutz ist Umweltschutz und Umweltschutz ist Gesundheitsschutz.  

Quellen

Agir pour l’environnement. https://www.agirpourlenvironnement.org/communiques-presse/etude-exclusive-78-des-eaux-en-bouteille-analysees-contaminees-par-des-microplastiques/

Kala Senathirajah, Simon Attwood, Geetika Bhagwat, Maddison Carbery, Scott Wilson, Thava Palanisami, “Estimation of the mass of microplastics ingested – A pivotal first step towards human health risk assessment”, Journal of Hazardous Materials, Volume 404, Part B, 2021. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0304389420319944

Natural Mineral Waters Europe. https://naturalmineralwaterseurope.org/statistics/