Die Themen wiederholen sich, man trifft auf „alte Bekannte“, hat es vielleicht auch schon mehrmals gehört – und genau aus diesem Grunde ist es uns wichtig, genau dieses ab und an wieder aufzugreifen und wissenschaftlich zu hinterlegen. Neue und aktuelle Erkenntnisse, die die Nestbauidee unterstützen und mal wieder und immer noch aufzeigen, warum das Sensibilisieren und das Umsetzen von Maßnahmen für ein giftfreies Zuhause so wichtig sind. Und das möchten wir jetzt mit der am 10. Juni erschienenen Studie von Andreas Kortenkamp und Kollegen versuchen. Dabei geht es um ein sensibles Thema: Spermienqualität und damit verbunden natürlich Wunsch und Glück oder Wunsch und Leid bei ausbleibender Schwangerschaft.

Was ist das sich wiederholende Thema? Natürlich unsere Belastung mit Chemikalien im Alltag, im Besonderen geht es um verschiedene Chemikalien, die mit einer verringerten Spermienqualität in Verbindung gebracht werden.

Und damit beantwortet sich schon die Frage – wer sind diese „alten Bekannten“, von denen hier die Rede ist? In der Studie wurde die Belastung mit 29 Chemikalien untersucht, darunter Bisphenole (BPA ist ein Begriff, auch auf Kosmetikartikeln), polychlorierte Dioxine, Paracetamol (ja, auch dieses Medikament taucht hier auf) sowie die Phthalate (die Weichmacher in zahlreichen Kunststoffen).

Warum genau diese Chemikalien?

Weil sie bestimmte, die Samenqualität beeinträchtigende, Eigenschaften aufweisen. Sie

  • … wirken als Androgenrezeptor-Antagonisten (und sind damit hormonell wirksam)
  • … stören die Prostaglandin-Signalübertragung (Prostaglandine sind besonders im Sperma vorhanden)
  • … unterdrücken die Testosteronsynthese
  • … hemmen steroidogenen Enzyme (diese sind beteiligt an der Herstellung von Sexualhormonen)
  • … aktivieren einen bestimmten Rezeptor (Aryl-Kohlenwasserstoff, dieser steht im Zusammenhang mit der toxischen Wirkung von u.a. Dioxinen)

Gemäß der Fragestellung flossen die Daten junger Männer und Daten aus Humanbiomonitoringstudien in die Auswertung ein. Erstellt wurde ein Risikoindex, der die Belastung mit diesen Chemikalien in Europa sowie die damit verbundenen Referenzwerte für eine verringerte Samenqualität beinhaltet. Somit können die Werte (Belastung nur mit einer oder mit mehreren Chemikalien) verglichen werden.

Die Besonderheit der Studie ist, dass sie nicht nur eine Chemikalie, oftmals sind das die Phthalate, wenn es um die Spermienqualität geht, einbezieht, sondern viele verschiedene untersucht. Das läuft auch unter dem Begriff „Cocktaileffekt“.

Damit lässt sich bereits erahnen, was auch die Studie zeigte: der Risikoindex (verringerte Spermienqualität) für die kombinierte Belastung ist um ein Vielfaches höher, als der „nur“ für Phthalate berichtete.

Damit kann nicht direkt ausgesagt werden, wie stark die Spermienqualität bei diesen höheren Werten beeinträchtigt ist, indirekt lässt sich dies jedoch abschätzen. BPA kam dabei eine besondere Rolle zu – aber auch, und das zeigt die Studie, allein die Belastung mit BPA zu verringern reicht nicht aus – auch andere Bisphenole sollten reguliert bzw. aktiv vermieden werden. Um an dieser Stelle ein Beispiel zu nennen.

Die Autor*innen weisen auf die vorhandenen Datenlücken hin und blicken zugleich mit erheblicher Sorge auf die möglichen Auswirkungen auf die Samenqualität durch die vielfältige und unterschiedliche Belastung. Regularien, das Verringern der Exposition sind ein Mittel, ein wichtiges, ebenso wie der fast schon standardmäßig wirkende Aufruf: es braucht mehr Forschung, um diese so wichtigen Fragen und Hypothesen gut zu hinterlegen.

Was bedeutet das also für den ganz normalen Alltag?

Ein Blick in unsere Broschüren zu werfen hilft – und sich den Tipp oder die Tipps raussuchen, die Sie schnell und leicht umsetzen können.